Hemdkrägen
Die Gleichberechtigung des Oberhemdes als hautnahes Kleidungsstück für Damen und Herren setzte sich im 16. Jahrhundert durch. Zuvor war das Hemd 2.500 Jahre lang ausschließlich weiblich.
Die Eroberung des Hemdes durch die Herren kann als „friendly takeover“ bezeichnet werden. Dennoch gaben die Eroberer dem Hemdkragen einen kriminellen Namen: Vatermörder. Der hohe, steife, angeknöpfte Stehkragen machte die gefährliche Männlichkeit augenscheinlich. Dazu gab es bis 1863 keine Alternative, bis die Gebrüder Königsberg aus Wien den fix mit dem Hemd verbundenen Kragen erfanden. Er wurde in zwei Varianten offeriert: Umlege- und Stehkragen. Kurze Zeit darauf wurde die durchgehende Knopfleiste zum Patent angemeldet, aber erst anno 1900 umgesetzt.
Die Erben des Vatermörders präsentieren sich vielfältig, launisch, modelustig.
Unter den zahllosen Kragenvarianten, von denen so manche ein kurzes Leben haben, hat sich Christian Weber für drei Klassiker entschieden:
Stehkragen alias Stand-up Collar
Er gehört zu den direkten Nachfolgern des Vatermörders, präsentiert sich sportlich in komfortablem Höhenmaß, kann mit einem Knopf geschlossen oder offen getragen und so umgelegt werden, dass er die Form eines legeren, schmal geschnittenen Hemdkragens annimmt.
Button-Down Kragen
Die Sturzgeburt des Button-down Kragens ereignete sich beim Polospiel. Damit den englischen Polospielern die spitzen Kragenenden nicht ins Gesicht fliegen und zu einem möglichen Sturz führen, wurden diese kurzerhand an der Hemdbrust angeknöpft. Die Idee gefiel dem amerikanischen Hemdenschneider John E. Brooks, der 1896 zu Besuch in London weilte, so gut, dass er sie in die USA exportierte. Mit großem Erfolg. Button-down Shirts wurden in der alten und neuen Welt ohne Krawatte getragen. Als Gianni Agnelli, Boss von Fiat, die Gesellschaftsbühne in einem Button-down-Shirt mit Krawatte betrat, bestätigte der exzentrische L´Avvocato seine Rolle als Influencer der italienischen Herrenmode: die Krawatte zum button-down Shirt wurde zum Signal der Nonchalance.